Eine der wichtigsten Stimmen der 80er: Sänger Terry Hall ist tot
Terry Hall, Sänger von The Specials und ehemaliges Bandmitglied von Fun Boy Three und The Colourfield, ist im Alter von 63 Jahren gestorben. «Mit grosser Trauer müssen wir bekannt geben, dass Terry, unser wunderbarer Freund, Bruder und einer der brillantesten Sänger, Songschreiber und Texter, den dieses Land je gesehen hat, nach kurzer Krankheit von uns gegangen ist», schreibt die Band The Specials auf Twitter.
It is with great sadness that we announce the passing, following a brief illness, of Terry, our beautiful friend, brother and one of the most brilliant singers, songwriters and lyricists this country has ever produced. (1/4) pic.twitter.com/qJHsI1oTwp
— The Specials (@thespecials) December 19, 2022
Weiter schreibt die Band: «Terry war ein wunderbarer Ehemann und Vater und einer der liebsten, lustigsten und ehrlichsten Seelen. Seine Musik und seine Auftritte waren der Inbegriff des Lebens.»
Neville Staple, der mit Hall bei The Specials und Fun Boy Three spielte, sagt: «Wir wussten, dass Terry nicht gesund war, aber haben nicht kapiert, wie ernst die Situation war. Wir haben eben erst für neue Musik im Jahr 2023 abgemacht.»
Soundtrack des Protests
Hall stiess kurz nach der Gründung zu The Specials, die damals noch The Automatics hiessen. Der Aufstieg der Band war rasant, nicht zuletzt dank The Clash, bei denen sie als Vorband auftreten durften.
Ihre erste Single «Gangsters» (1979) eroberte bereits die Charts. Den grössten Hit hatte The Specials mit «Ghost Town» (1981). Im Song behandeln sie den Verfall der britischen Städte, die Arbeitslosigkeit und die entrechtete Jugend.
Während den Unruhen im Sommer 1981 in Grossbritannien, als sich vorwiegend junge Schwarze gegen die rassistische Polizei wehrten, wurde der Song zum Soundtrack der Zeit.
Missbrauch in der Jugend
Hall kam am 19. März 1959 in Coventry zur Welt. Schon früh zeigte sich, dass er nicht nur sehr intelligent war, sondern auch gut Fussball spielen konnte. Der Club West Bromwich Albion wollte ihn zu einem Probetraining einladen, seine Eltern lehnten jedoch ab, da sie nicht zu oft reisen wollten. Nachdem er mit Bestnoten die Schule abschloss, verwehrten ihm die Eltern auch den Besuch weitere Schulen, die Ausgaben für Bücher und Schuluniform seien eine Geldverschwendung.
Als Hall 12 Jahre alt war, wurde er kurzzeitig von Pädophilen in Frankreich entführt und missbraucht. Diese Erlebnisse verarbeitete er im Song «Well Fancy That!». Gegenüber seiner Familie verheimlichte er das Erlebte, doch Hall hatte sich verändert. Er musste für längere Zeit Medikamente nehmen, war depressiv.
Hall und The Specials verstanden sich als ausgesprochen politische Band. Sie waren Teil der «Rock Agains Racism»-Bewegung und engagierten sich bei Benefizkonzerten gegen Rassismus und gegen Atomkraft.